Snozzle in the Nose

„Voll bepackt mit vielen Sachen, die das Haulen schwerer machen – hinein ins Bigwall-Feeling“

Die 32-stündigen Reise aus der Bundesstadt ins Granit-Eldorado wurde am Talbeginn entschädigt, als wir vom Kapitän persönlich begrüßt wurden. Noch am ersten Tag konnten wir nicht anders, als die ersten Seillängen der Nose zu klettern, ohne hilfreiche Aiders und schweren Haulbag, dafür mit üblen Augenringen und fiesem Jetlag. Es war der Wahnsinn! Speckig und schwer, gesäumt von Blutflecken und Kotze – so wie man sich eben tolle Kletterei vorstellt. Am Sickle Ledge begrüßte uns dann sogar ein kleines Häufchen, das ein fleißig stoffwechselnder Kletterer für alle Nachfolgenden dort als Überraschung platziert hatte. Mit all diesen guten Eindrücken entschwanden wir Dank fixierter Seile nach fünf Längen auch wieder der Vertikalen und reihten uns in die Schlange vor dem Camp IV ein.

Am morgen – unterbrochen von ein paar nächtlichen Ranger-Besuchen, die uns darauf hinwiesen, dass wir in der Schlange nicht schlafen, sondern höchstens „ruhen“ dürfen – ergatterten wir eine der wenigen frei werdenden Campsiteplätze.

Es wurde der Plan gefasst die Route „The Moratorium“ zu klettern, allerdings lastete der Wille um die Durchsteigung der Nose auf uns und die Wetterprognose sagte eine Tiefdruckgebiet in den kommenden Tagen voraus. So beschlossen wir noch beim Zustieg zur Moratorium umzukehren und unser Gerümpel für die Nose zu packen. Also checkten wir gleich vom zuvor noch hart umkämpften Campground nach nur einer Nacht um 3 Uhr aus und stiegen mit einem prall gefüllten Haulbag 4:30 Uhr in die Nose ein.

Weil mir das Juggen soviel Spaß machte, habe ich mir einen Grund gesucht, die Strecke zu verlängern und meine Fifi am zweiten Jumar-Stand in die dunkle Tiefe geworfen. Also nochmal runter, den ollen aber sehr wichtigen Alu-Haken gesucht und wieder rauf – da lohnt sich doch das ohnehin einmal vollgeschwitzte Shirt!

Wir kletterten im Block und Malte begann im unteren Teil. Nach anfänglichen Problemen in der Standplatzorganisation und der Materialübergabe stellte sich zunehmend eine gesteigerte Effizienz ein und wir heimsten die kostbare Höhenmeter ein. Wir ließen also die Gordischen Knoten und üblen Seilverhaue hinter uns und ich kam dabei in den Genuss die Texasflake zu führen und mich beim „Kingswing“ im Sprint an der vertikalen Wand zu üben – einmalig! Im „echten“ Camp IV angekommen bezogen wir unsere Bleibe – ein Loft mit herrlicher Aussicht, Südwestlage, Terrasse und offener Wohnküche. Meine Beine, die ich in

der Nacht in die Aiders legte weil der Biwakplatz nur Fläche für mein Kopf bis knapp zur Hüfte bot, schliefen hier genauso gut ein, wie die Leute im Ahawhnee-Hotel. Die Nacht wurde durch Maltes vermeintlich leisem, knisternden Öffnen eines ZIP-Beutels mit Katzenstreu (12kg zum Vorzugspreis im Valley für 12,99$!) unterbrochen, wobei ich zum weiteren Hergang hier nichts sagen möchte…

Malte konnte nun am Morgen mit Idealgewicht mit dem Lead des Great Roof in dem jungen Tag starten und mit der Führung der grandiosen Seillängen „Pancakeflake“ einen 5-Sterne-Kletterei einheimsen. Mein Vorstieg endete oberhalb der Pitch „Changing Corners“, als wir einer langsameren Seilschaft auf die Hacken gelaufen sind. Da wir aber sicher waren, dass wir trotz der freundlichen Amerikaner noch bei Helligkeit bis zum Ausstieg kommen würden, ließ es Malte gemütlich angehen und so bekamen wir sogar coole Fotos.

Wir erreichten den Top des El Cap kurz nach fünf Uhr und es war eine Befreiung nun wieder normal auf den Füßen zu stehen und den so viel gezeigten und wunderschönen Ausstiegsbereich der Nose zu erleben.

Wir verbrachten die Nacht auf dem Top, frönten ausführlich den noch im Überfluss vorhandenen Nahrungsmitteln und erlebten einen der schönsten Sonnenaufgänge über dem Halfdome, den wir einvernehmlich jemals gesehen haben – es knisterte in der Luft und es fiel Malte und mir nur schwer, unseren liebestrunkenen Blicken zu entfliehen . #that’srealclimberslove

Nach dem Abstieg liefen wir neben der Straße wieder Richtung Campground und durch Zufall entdeckte uns dabei Laura mit dem Auto. Wir stiegen ein und sie freute sich so

sehr über unseren Zustieg in den Kleinstwagen, dass die prompt alle Fenster öffnete.

Im Curry Village ging es zum Captainsdinner zum Pizzadealer des Vertrauens und einige King Kobras später fielen wir dann in den verdienten, traumlosen Schlaf.

Nahezu klischeegerecht wurden noch in den Folgetagen die Schwüre für ein Comeback ins

Valley abgenommen.

Die Moratorium sind wir dann übrigens noch zwei Tage später erfolgreich geklettert – Finger sind noch dran.