Aiguille Verte

Von Megève aus betrachtet wirkt die erhabene Aiguille Verte als einer der schönsten Berge um Chamonix auf mich.

Nachdem mich an Ostern zwei derzeit in Chamonix verweilende spanische Freunde erst einmal unverbindlich auf das Couturier Couloir angesprochen hatten, trafen wir uns nun an Christi Himmelfahrt für einen Versuch vor Ort.

Nach dem Zustieg am Freitag Nachmittag starteten wir schon um Mitternacht an der Argentière-Hütte, denn Jon und Alex sehen sich selbst nicht als die schnellsten Kletterer und wir wollten früh am Tag durch das Whymper Couloir auf der anderen Seite des Berges abseilen.

Nach gemächlichem Klettern und schönem Sonnenaufgang kamen wir um 9:30 Uhr gleichzeitig mit vier Franzosen am Gipfel an. Die Höhe und die brennende Sonne wurden dort schon deutlich spürbar. Das folgende Abseilen zog sich vier Stunden und über 15

Abseillängen hin und, wie befürchtet, begannen letztlich in dem nach Süden ausgerichteten Couloir die Steine zu fliegen.

Auf dem darunterliegenden Gletscher war der Schnee in der Mittagssonne schwer und weich, so dass wir bis zur Couvercle-Hütte ständig hüfttief wegsackten. Rundherum polterte es von den Steinschlägen. Auf einem etwa 30° geneigten Hang ging rechts hinter einem Serac wie in Zeitlupe eine Lawine über eine Breite von etwa 50 m ganz langsam ab und kam nach 200 m kurz vor unserer weiterführenden Spur zum Stehen. Mit trockener Kehle schleppten wir uns hinab zur Hütte, wo die Franzosen ihr Tagesziel erreichten.

Der Steigeisen entledigt und die Sachen im Rucksack verstaut, kam die Motivation dann wieder etwas zurück und es ging beim Hüttenabstieg in Richtung Mer de Glace zügiger voran. Da wir erst gegen 20 Uhr an der Zahnradbahn auf dem Montenvers ankamen und keine Bahn mehr ins Tal fuhr, stiegen wir vom Gipfel bis nach Chamonix an diesem Tag somit über 3000 Höhenmeter ab und waren froh, als wir um 22 Uhr am Parkplatz ankamen.