Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Sepp Herbergers legendärste Fußballer-Weisheit lautet: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ – Was hat das denn mit Bergsport zu tun?

Nachdem die erste Runde des DAV Alpinkader NRW im letzten Jahr mit der Expedition nach Kirgistan ihren erfolgreichen Abschluss fand, war es in diesem Jahr Zeit für die nächste Runde. Der Corona-Pandemie trotzend startete im Juni die Bewerbungsphase für die zweite Runde des Alpinkaders. Mädels und Jungs aus ganz NRW waren über die Social Medias, über Mundpropaganda und über Plakate in den Kletterhallen aufgerufen sich zu bewerben.

Für uns, das Trainerteam, war es natürlich eine große Abwägung, ob wir inmitten der Corona-Pandemie ein Bewerbungs- und Sichtungsverfahren durchführen sollen. Doch dank Andree, unserem Expeditionsarzt, und dem umfassenden Hygienekatalog des Alpenvereins entstand in kurzer Zeit unser individuelles und eigenes Hygienekonzept im Einklang mit der geltenden Corona-Schutzverordnung Rheinland-Pfalz. Deutsche Risikogebiete gab es noch nicht und das allgemeine Infektionsgeschehen war „gering“. Wir waren also vorbereitet und willens.

Am 9. Oktober war es soweit und wir empfingen an einem regnerischen Freitagabend 14 Bewerber im Naturfreundehaus Laacher See zur Felssichtung. Nach dem Aufbau der Zelte und einem kurzen Abendessen starteten wir mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Nach der Besprechung des Hygienekonzepts u.Ä. folgte der Tagesplan für die ersten zwei Prüfungstage der Felssichtung. Unser Plan ging auf und wir blickten in verblüffte und überraschte Gesichter! Denn entgegen der ersten Felssichtung 2016 sollte diese nun nicht ausschließlich in Ettringen stattfinden. Die Hälfte der Bewerber sollte ihren ersten Sichtungstag in Gerolstein beginnen. Das kam unerwartet für alle Bewerber. Warum wir die Felssichtung in zwei Klettergebieten veranstalten? Das ist eigentlich ganz einfach: Wir sehen die Kletterfähigkeiten nicht nur im Eifeler Basalt, sondern auch im Dolomit bzw. Kalk und das macht es fairer für alle. Denn wem der Basalt nicht so liegt, der kann sein Können im Kalk unter Beweis stellen und hat dort seine Chance.

Nach einer kurzen Nacht war es soweit. In beiden Gebieten lief es ähnlich ab. Nach einer kurzen Einweisung mussten alle Bewerber die vorgegebenen Routen klettern. Diese Routen wurden an den Wochenenden vor der Sichtung von uns Trainern ausgesucht. Auch hier waren wir gut vorbereitet und guckten öfter in verblüffte Gesichter. Los ging es mit moderaten Schwierigkeitsgraden, mal gut abgesichert mit Bohrhaken, mal mutiger abgesichert und mal „clean“ zum Selber-Absichern, also ohne Bohrhaken und Zwischensicherungen. Am Ende des Tages standen dann auch die Highlights der Gebiete, jeweils im neunten Grad, an: die „Freundschaft“ in Gerolstein und „Mut zur Verzweiflung“ in Ettringen.

Müde, aber mit guter Stimmung, ging es am späten Nachmittag zurück zum Laacher Seehaus, wo das Abendessen bereits auf die hungrige Meute wartete. Das Abendprogramm gestaltete sich etwas entspannter. Es folgte ein kleiner Vortrag, in dem Charly und Sascha den Alpinkader NRW als Nachwuchsförderprogramm vorstellten. Neben Bildern und Videos gaben Sascha und Charly auch ein paar Anekdoten zum Besten und Martin berichte anschließend von der Abschlussexpedition nach Kirgistan.

Am zweiten Tag tauschten die Gruppen die Klettergebiete. Der Modus an sich blieb gleich. Auch diesen Tag rundeten zwei Expeditionsvorträge von unseren beiden Bergführern und Ausbildungsleitern Mirjam und Bene ab.

Am dritten Tag mussten wir schon früh los und die Stationen und Hindernisse für den Konditionslauf aufbauen und die Strecke mit den letzten Markierungen versehen. Es stand eine fordernde Laufstrecke bereit. Zu bewältigen waren eine Strecke von 15 km mit knapp 1000 hm und diversen Stationen, die den Bewerbern alles abverlangen sollten. Ja, richtig gelesen, das waren ein paar Kilometer und Höhenmeter mehr als bei der Sichtung 2016. Und wieder wurden neben Ausdauer auch Geschick und Balance sowie die richtige Taktik abgefragt. Die Länge der Strecke wurde vorab bekanntgegeben, sodass jeder seine Taktik darauf abstimmen konnte. Im Abstand von genau sieben Minuten starteten die Teilnehmer und gaben sprichwörtlich alles. Nicht wenige fielen die letzten Meter über die Ziellinie! Für den Rest des Tages bekamen die müden Beine ihre wohlverdiente Pause. Bei Kaffee und Kuchen gab es dann die Auswertung des Laufs. Sie brachte uns Trainern auch positive Überraschungen. Insgesamt haben sich alle Bewerber richtig gut geschlagen, auch wenn zwischen dem Erstplatzierten und dem Letzten eine Differenz von mehr als einer Stunde lag.

Nach zwei Tagen Klettern und dem Konditionslauf stand nun der letzte Vormittag an, mit Mixedklettern bzw. Drytoolen. Für das Klettern mit Steigeisen und Eisgeräten im Fels ging es wieder nach Ettringen, wo wir, nach Abstimmung mit Alex, der das Klettergebiet mitbetreut, in einem kleinen, unerschlossenen Bereich die Eisgeräte wetzen konnten. Im gesicherten Toprope konnten uns die Bewerber Einblick in ihre alpinen Fähigkeiten in den Graden M5 bis M7 gewähren. Wie auch schon der Konditionstest hielt auch diese Aufgabe die ein oder andere positive Überraschung für uns parat. Es war gar nicht so einfach, die Meute dann wieder vom Fels zu lösen, denn es machte allen so viel Spaß, dass keiner damit aufhören wollte.

Aber der Zeitplan war gesteckt und wir Trainer mussten ja noch ein paar Entscheidungen treffen. Für uns ist das natürlich die größte Aufgabe bei dieser Sichtung. Leider können wir nicht alle Bewerber mit in die nächste Runde nehmen und die ersten scheiden leider schon hier aus. Nach unseren Beratungen folgten Feedbackgespräche mit jedem einzelnen Bewerber. Unabhängig vom Weiterkommen war uns das sehr wichtig. Denn insbesondere beim Alpinkader NRW ist genau das unsere eigentliche Aufgabe als Trainer. Wir Trainer sehen die Kleinigkeiten, die Ecken und Potenziale, die man selbst nicht wahrnimmt. Tipps, ehrliches Feedback und auch oft einfach mal das klare und unverblümte Wort, auch wenn man es nicht hören will, sind unsere Werkzeuge, mit denen wir jedem Bewerber helfen, das Beste aus sich rauszuholen und sein Potenzial zu entfesseln. Und Potenzial haben wir in diesen Tagen viel gesehen. Letztlich endete das Sichtungsverfahren für drei Bewerber hier in der Vulkaneifel. Ein weiterer Bewerber, der aufgrund beruflicher Gründe nicht am Konditionslauf teilnehmen konnte, bekommt die Möglichkeit diesen bald nachzuholen und sich noch zu qualifizieren.

Wie geht es nun weiter? Im Februar geht es, sofern sich die Corona-Pandemie bis dahin wieder etwas beruhigt, ins Allgäu zur Eissichtung. Dort stehen dann Winterbergsteigen und Eisklettern auf dem Plan und die finale Entscheidung, wer sich für den zweiten DAV Alpinkader NRW 2021-23 qualifiziert.

Und was hat Sepp Herberger nun mit Bergsport zutun? Ganz einfach, Sepp Herberger hat diese Fußballer-Weisheit ins Trainer-Bewusstsein gebracht. Das Coaching ist eine der wichtigsten Aufgaben des Trainers. Und in der Tat beginnt mit dem Abpfiff bereits die Vorbereitung auf die nächste Begegnung. Und in unserem Sinne heißt das: „Nach der Sichtung, ist vor der Sichtung“. 

Sichtungsphase erfolgreich gestartet…

Der Alpinkader NRW des Deutschen Alpenvereins (DAV) sichtet wieder starke und motivierte

Alpinisten aus Nordrhein-Westfalen. In einem viertägigen Sichtungscamp in der Eifel haben

sich im Oktober 10 Athleten fürs Weiterkommen qualifiziert.

14 Nachwuchs-Alpinisten aus den Sektionen Aachen, Bonn, Duisburg, Siegburg, Siegen, Siegerland, Lippe-Detmold, Mülheim an der Ruhr und Hochsauerland waren ins erste Sichtungscamp gestartet.

Zwei Tage lang prüfen die Trainer und Ausbildungsleiterinnen des Alpinkaders in den Klettergebieten Ettringen und Gerolstein in der Eifel, wie gut sich die Kader-Anwärter am Fels

bewegen. Dafür ließen sie die Teilnehmer mal in gut abgesicherten Routen mit Bohrhaken

klettern und mal in cleanen Touren zum Selbst-Absichern, ohne Bohrhaken und Zwischensicherungen. Die Athleten bewiesen sich in Routen bis zum neunten Grad.

„Die Jungs haben uns mit ihrer Leistung wirklich immer wieder gefesselt und begeistert. Ich

bin mir sicher, dass wir da im Winter eine super Truppe für den nächsten NRW Alpinkader

zusammenschmieden können“, sagt Mirjam Limmer, Bergführerin und Ausbildungsleiterin.

An Tag drei absolvierten die Teilnehmer einen Konditions-Lauf mit 15 Kilometern, 1000 Höhenmetern und fünf fordernden Hindernissen. Hier waren neben Ausdauer auch Geschick,

Balance und die richtige Strategie zum Einteilen der Kräfte gefragt.

Am letzten Tag des Sichtungscamps standen Mixed-Klettern und Drytooling in Ettringen an.

In einem abgesperrten Bereich kletterten die Teilnehmer mit Steigeisen und Eisgeräten im

Toprope Routen in den Graden M5 bis M7.

„Wir haben in diesen vier Tagen viel Potenzial gesehen“, sagt Kadergründer und Leiter des

Referats „Alpinkader“ beim DAV-Landesverband NRW David Colling. „Leider können wir nicht alle Bewerber mit in die nächste Sichtungsrunde nehmen. Und die Athleten, für die wir uns

am Ende entschieden haben, werden uns die Entscheidung bei der Eissichtung nicht einfach

machen.“

Wirksames Pandemie-Schutzkonzept entwickelt

Mit Hilfe des umfassenden Hygienekonzepts des DAV haben die Alpinkader-Ausbilder und

der Expeditionsarzt Andree Schmidt ein eigenes Covid-19-Schutzkonzept für das Sichtungsverfahren im Oktober entwickelt. Anfang Februar 2021 soll es für die 10 Kader-Anwärter ins Allgäu zur Wintersichtung gehen – wenn die Infektionszahlen und die Pandemie-Bestimmungen es zulassen. Dort stehen Winterbergsteigen und Eisklettern auf dem Plan. Im Anschluss an das zweite Sichtungscamp entscheiden die Ausbilder, wer es in den DAV Alpinkader NRW Jahrgang 2021 bis 2023 schafft.

2020 – DAV Preis, Kategorie Sport

Der Alpinkader des Landesverbands NRW des DAV wird mit dem Sportpreis 2020 des DAV-Bundesverbandes ausgezeichnet.

Neben der alpinistischen Leistung war es vor allem das hohe Maß an Eigeninitiative, mit dem die Organisatoren den Alpinkader auf die Beine gestellt haben, das zu dieser Entscheidung geführt hat, wie das Präsidium des DAV betont.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Unterstützern, Helfern und Menschen die immer an uns geglaubt haben. Ganz besonders möchten wir uns bei Sebastian Balaresque, dem Vorsitzenden des Landesverbands NRW, als einer unserer treuesten Unterstützer bedanken. 

2019 – Ehrenamtspreis des DAV Landesverbands NRW

Große Ehre für die beiden Projektgründer Charly Langbein und David Colling, die bei der Mitgliederversammlung des DAV Landesverbands NRW mit dem Ehrenamtspreis 2019 ausgezeichnet wurden.

Da haben die beiden Projektgründer Charly und David erst mal ziemlich überrascht geguckt…

Am 28.09.2019 waren sie – gemeinsam mit Martin Brückner – ja „nur“ ins schöne Schleiden in der Eifel gekommen, um den NRW-Sektionen über den erfolgreichen Abschluss des ersten Ausbildungszyklus und die Abschlussexpedition zu berichten. So standen die drei Rede und Antwort zu Fragen, Kritik und Anregungen zum Projekt und dem kommenden Ausbildungszyklus in 2020. Nachdem ihr Tagesordnungspunkt durch und alle Fragen beantwortet waren, wären Sie auch schon beinahe wieder durch die Tür gewesen, wenn sie nicht der Vorsitzende das Landesverbands, Sebastian Balaresque, aufgehalten hätte.

Denn für Charly und Dave überraschend wurde ihnen der Ehrenamtspreis 2019 des Landesverbands NRW für die Initiierung, Organisation und Durchführung des DAV Alpinkader NRW überreicht.

Charly, angesprochen auf sein ausscheiden: „Der Schritt fiel mir nicht leicht. Der Kader ist etwas wie mein Baby und ich habe ihn gemeinsam mit Dave mit viel Energie, Mühen und Arbeit aufgebaut. Aber einerseits ist es ja keine absolute Trennung, denn ich stehe weiterhin als Ausbilder oder mit den Erfahrungen aus dem Projekt zur Verfügung. Anderseits weiß ich, dass mit David, Martin (Brückner) und Moritz (Krämer) der Kader in besten Händen liegt. Ich freue mich darauf, die weitere Entwicklung – nun von außen – weiter beobachten zu dürfen und wünsche nur das Beste.“

Alpinkader NRW zurück aus Kirgistan

Einen Monat lang war der DAV Alpinkader NRW im Pamir-Alai-Gebirge unterwegs. Während ihrer Abschlussexpedition bestiegen sie den 5509 Meter hohen Pik Piramidalny, den höchsten Gipfel des Karavshin-Gebietes. Außerdem durchstieg der Kader die Headwall des 4230 Meter hohen Asan.

Das Wichtigste – Alle sind Gesund wieder zurück und nun läuft die Nachbereitung! Ankommen, auspacken, den Alltag in Deutschland wieder finden, Bilder und Videos sichten und einen ausführlichen Expeditionsbericht schreiben. Die Mannschaft sitzt dran aber das brauch seine Zeit. Aber bald könnt ihr hier alles lesen! 

Next stop: Kirgistan

Der Alpinkader NRW des Deutschen Alpenvereins hat sein letztes Trainingslager vor der großen Abschlussexpedition nach Kirgistan gemeistert.

Im Sommer ist es soweit: Die Jungs vom Alpinkader NRW starten zu ihrer Expedition nach Kirgistan. Ende März brachen sie zu einem letzten Trainingslager in die Zillertaler Alpen auf, um sich auf die Tour vorzubereiten. Gemeinsam mit den Trainern Fritz Miller und Charly Langbein überstiegen die Alpinkader-Athleten die Gipfel des Olperers (3476 m) und des Fußsteins (3381 m) im Tuxer Kamm, mit zwei Übernachtungen im Zelt.

Trainingziel war es, mit schwerem Gepäck durch anspruchsvolles Gelände zu steigen und mit den winterlich wechselhaften Bedingungen am Grat und in den verschneiten Flanken sicher umzugehen. Während es auf der Südseite tagsüber warm und der zum Teil tiefe Schnee weich wurde, blieb es auf der schattigen Nordseite des Grates kalt und zugig. Nebel und schlechte Sicht verhinderten die Überschreitung des Schrammachers (3410 m), die für den dritten Tag geplant war. Das Team stieg vorzeitig ab.  

Ausweichziel für einen weiteren Tag am Berg: der Langkofel (3181 m) in den Dolomiten. Bei Temperaturen deutlich unter Null Grad Celsius und teils kräftigem Wind, dafür mit herrlichem Sonnenschein, bestiegen die Jungs den Gipfel über den Normalweg. Der bot Ende März alle Facetten einer anspruchsvollen alpinen Tour.

Mosquito Circus (A3+, 6c, 285 m)

Erstbegangen und eingerichtet vom DAV NRW Alpinkader in neun Tagen im Sommer ’17 und ’18.

Einen schönen Bericht über die Erstbegehung findet ihr hier im Basislager bei unseren „Bergfreunden“:

https://www.bergfreunde.de/basislager/dav-nrw-alpinkader-bigwall-erstbegehung-im-urner-granit/

Ansonsten geht’s hier weiter die harten Fakten…


Routenbeschreibung

1. SL 45 m 6c A2 bzw. 7a+ (linke Variante) oder 6c A2+ (rechte Variante)

Erst Freikletterei in großer Platte, dann entweder nach links zur Schuppe (einfacher) oder rechtshaltend mit 2 x Bathook zum feinen Riss (besser).

2. SL 20 m A1 und 4 

Dreckrampe und Podeste.

3. SL 40 m A1 und 4+ 

Linkshaltend bis zu Band, dort nach rechts queren zum „Ersten großen Band“ 

4. SL 40 m A3+ 

Viele mittlere Pecker und mittlere Knifeblades. Erst Verschneidung, dann Rechtsquerung an Cam-Schuppe zum Stand: Achtung: am Ende der SL unbedingt den Bogen über links klettern, nicht direkt zum Stand, wegen loser Riesenschuppe!

5. SL 25 m A3+ und 4 

Links haltend in überhängende Platte mit 8-mm-Bolt und fixiertem Pecker. Zuletzt einfach zum Stand.

6. SL 45 m A2+ und 4 „Great-Roof-Pitch“ 

Feiner Riss in der rechten Wand – luftig.

7. SL 10 m „Zweites großes Band“ 

Querung nach links. Offensichtlicher Stand an Cams.

8. SL 60 m A3 und 4 „Chockstone-Crack“ 

Geschwungener Offwith-Riss. Achtung, die Klemmsteine sind locker. Pendelquergang an Bolt zu heikler Schuppe. 

9. SL 40 m 5 A2 „Nose“ 

Markanter Riss, Dachquerung nach rechts, kurze Ausstiegs-verschneidung. Stand an Block.

Abstieg

Abstieg entweder über den Gipfel des Mittleren Höhenberges (20-30 min vom Ausstieg der Route) und Salbithütte oder besser durch Abseilen über die Route bzw. Abseilpiste.

Abseilen

  • SL 9 und SL 8 seilt man direkt ab (35 m, 55 m)
  • SL 7 zurückqueren zum 6. Stand („Zweites großes Band“)
  • 16 m zu Abseilstand mit Fixseil an der Dachkante des „Great Roof“
  • 20 m abseilen und sich zum Stand unterm Dach ziehen
  • 42 m zum „Ersten Großen Band“
  • 20 m direkt runter zu Podest
  • 50 m zu kleinem Absatz
  • 20 m zum Boden

Absicherung und Material

Die Stände sind gebohrt (jeweils zwei 10er-Bolts), abgesehen vom Cam-Stand am „Zweiten großen Band“. Außerdem stecken vereinzelt gebohrte Zwischenhaken und Schlaghaken (bitte nicht entfernen). Inklusiv Standhaken sind es im Schnitt drei Bohrhaken pro Länge. Davon wurde nur knapp die Hälfte während der Erstbegehung gesetzt, der Rest nachgebohrt, mit dem Gedanken, einzelne Stellen zu entschärfen und den Materialaufwand für Wiederholer in einem angemessenen Rahmen zu halten. Mit dem aufgeführten Material lässt sich die Route jetzt weitestgehend gut absichern.

  • 60-m-Seile
  • 2 x Cam #0.1 (besser Aliens)
  • 3 x Cam #0.2–0.5 (besser Aliens)
  • 2 x Cam #0.75–4
  • 1 x Cam #5
  • Rock 3–7
  • kleines Set Micro-Offset-Keile
  • 9 Beaks (1 x groß, 4 x mittel, 4 x klein)
  • 10 Knifeblades, verschiedene Längen und Dicken
  • 2–3 LAs, eher dünn
  • 2–3 Angles, eher dünn
  • 1–2 x Talon
  • 1 x Grappling Hook o. Ä.
  • Drahtbürste und Fugenkratzer
  • Mückenspray!!!
  • für den Zustieg feste Schuhe und dünne Lederhandschuhe

Tipps und Taktik

Schnelle Seilschaften können die Route in zwei Tagen (Tal bis Tal) klettern. Biwak dann am besten am „Ersten großen Band“ (nach der 3. SL). Für die meisten Teams wird wohl ein weiteres Biwak fällig. Die sichere Variante: Biwakzeug bis zum „Zweiten großen Band“ mitnehmen. Die leichte Variante: Biwakzeug am „Ersten großen Band“ lassen und Gas geben. Die Cams #4–5, den 3. Satz #0.2–0.5 und 1 x #3 kann man bis zur „Great-Roof-Pitch“ im Haulbag lassen.

Zustieg und Einstieg

Von der Voralpkurve (1402 m, Parkplatz und Bushaltestelle) dem Weg zur Voralphütte folgen. Nach 20 min Gatter, kurz darauf Doppelkehre. 13 m nach der zweiten Kehre weglos rechts hoch in schwache Waldschneise (ca. 1565 m). Den Steinmännern folgen bis kurz vor den Einstieg der Route Traumschiff. Weiter zum Einstieg von Muja Hedder. Nun tendenziell rechts halten, an der Wand entlang (Wegspuren, vereinzelt kurze Fixseile). Nicht links im großen Couloir gehen (Steinschlaggefahr, mühevoll). Mit Bigwall-Gepäck insgesamt ca. 1,5 h. Einstieg auf ca. 1820 m bei kleinem Vorbau der markanten großen Platte (einzelner Bohrhaken).

Über Risiko und Entscheidungen

Der Kaderlehrgang im Sommer 2018 fand im Voralptal (Bigwall), am Sustenpass (Hochtourenausbildung) und im Mt. Blancgebiet statt.  


“Ein Gipfel gehört erst dir, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“  


Weiß auch Kletterkoryphäe Hans Kammerlander. Doch nicht nur Glück war es, das den Profibergsteiger trotz all seiner riskanten Touren hat über 60 Jahre alt werden lassen. Hinter erfolgreichem Bergsteigen stecken unzählig viele Entscheidungen, richtige Entscheidungen. Eine solche richtige Entscheidung ist im Nachhinein oft leicht zu bewerten, doch zunächst mitunter eine äußerst schwierige Angelegenheit. 

Wetter

In den Genuss einer solchen Situation durften wir bei unserem letzten Alpinkader NRW Lehrgang auch kommen. In diesem Sommer stand für uns das Thema Hochtouren auf dem Plan, also alle Skills rund um das Laufen auf dem Gletscher am Seil, der Spaltenbergung und dem Laufen in der Höhe verfeinern. Doch zunächst mussten wir uns mit einer für den Bergsteiger sehr bekannten Entscheidung rumschlagen; Was fangen wir mit diesem Wetter an? Mal wieder wollte das Wetter nicht ganz so wie wir und deshalb trafen wir uns mal wieder in Göschenen in der Schweiz wo für die nächsten Tage wenigstens ein paar brauchbare Stunden vorhergesagt waren. Da sich die Wetterberichte fast stündlich änderten und dann trotzdem das erwartete Gewitter durch blauen Himmel ersetzt wurde, mussten wir die langen Westalpentouren vorerst etwas verschieben.

Erstbegehung & Hochtourenausbildung

Unser erstes Ziel war also das Voralptal wo uns eine unberührte Big Wall erwartete. Ein Projekt aus letztem Sommer das auf seine Fortsetzung wartete um mit dem richtigen Schliff zu einem Techno-Juwel zu werden. Mit einem Blick auf ein Wetterfenster fuhren wir mit Mann und Maus einmal über den Sustenpass und stiegen für eine Nacht auf die Tierberglihütte auf. Diese sollte uns als Stützpunkt für die Spaltenbergungseinheit dienen. Bei zunächst sommerlich brutzelnder Sonne liefen wir am Seil über den Gletscher, bis unser Ausbilder Fritz Miller eine Gletscherspalte gefunden hat, mit dessen furchteinflößender Größe er zufrieden war. Die nächsten Stunden musste jede Seilschaft, am gesicherten Seil, den Sturz des Seilschaftsersten in den schwarzen Abgrund zunächst erst mal halten und dann mit einer der verschiedenen Techniken retten. Von T-Anker über Mannschaftszug bis hin zur Selbstrettung übten wir die verschiedenen möglichen Szenarien bis Sie allmählich zu routiniertem Handwerk wurden. Auch der nächste Tag diente dazu, noch problematische Punkte zu verbessern und besonders schwierige Situationen zu lösen.

Auf zum Mt. Blanc

Wieder zurück im Tal entschieden wir uns dazu unser Wetterschicksal zu fordern und fuhren quer durchs Wallis ins Aostatal, Ziel: Mont Blanc. Nach 4 Pässen und unzählig vielen Kurven kamen wir nach einer Nacht unter freiem Himmel in Courmayeur an und genossen den atemberaubenden Blick auf das Bergmassiv mit einem italienischen Cappuccino. Das kleine italienische Kaffee an einem schönen Platz in der Fußgängerzone wurde von uns vorrübergehend zum strategischen Stützpunkt umfunktioniert.  Leider hatten wir nur ein kurzes Wetterfenster und wie die Tage uns gezeigt haben war dieser auch nicht viel zuverlässiger als griechische Busse. 

Über den Miagegletscher zur Gonellahütte

Wir entschieden uns also für die Überschreitung vom italienischen Normalweg auf den Mont Blanc über die Gonellahütte, mit Abstieg zum Rifugio Turino. Der Zustieg über den Miagegletscher war lang, wurde aber durch die wunderschöne Landschaft in der Charakteristischen Mont Blanc Szenerie zu einem abwechslungsreichen Panoramamarsch. Auf der Gonellahütte wurden wir mit Risotto auf die anstehende Nacht vorbereitet: Mitternacht Frühstück, danach Aufbruch in Richtung Gipfel. Der lange Weg vorbei am Dôme du Goûter führt zunächst über einen spaltenreichen Gletscher. Um die Schneebrücken und den steilen Anstieg zum Gipfel bei hartem Firn machen zu können, sind die tiefen Temperaturen in der Nacht sehr wichtig, dessen waren sich alle auf der Hütte bewusst. Aus diesem Grund gingen alle nach dem frühen Abendessen und schnell in das Schlaflager und versuchten wenigsten ein paar Stunden Ruhe für den Körper zu finden.

Zweifelhaftes Rudelverhalten?

00.00 Uhr: diverse Wecker bereiteten uns mehr oder weniger freundlich auf die anstehende Tour vor. Im wuseligen Treiben der Stirnlampen packten alle die letzten Sachen in ihren Rucksack und taumelten noch schlaftrunken die Treppe zum Frühstück runter wo sich schon die ersten Mitstreiter wortlos an der Nahrungsaufnahme versuchten. Unser erster Blick ging nach draußen. Das Wetter für die Nacht und den kommenden Morgen war gut vorhergesagt, erst gegen Nachmittag sollte die Gewitterwahrscheinlichkeit steigen. Doch sobald wir vor der Tür standen merkten wir: hier stimmt etwas nicht. Der Himmel war bewölkt und die Luft daher erstaunlich warm für mitten in der Nacht. Als zusätzlicher Unheilsverkünder sahen wir im Süden näher kommende Blitze. Ohne das einer sprach, wussten wir, dass unsere Tour hier vorbei war. Während ein unvorhergesehenes Gewitter im Anmarsch ist über aufgeweichte Schneebrücken auf den höchsten Gipfel der Alpen laufen und dann auch noch hinten wieder absteigen? Wer schon einmal auf dem Gipfel des Mont Blanc stand weiß, wie gefährlich schlechtes Wetter in dieser lebensverneinenden Welt aus Schnee und Eis ist. Und wenn sich der Wetterbericht schon stark irrt, dass das Wetter um 180 Grad dreht, wer weiß was uns dann auf dem Gipfel erwarten würde. Müde und enttäuscht diesen Weg hier nicht weiter gehen zu können setzen wir uns an den Tisch um wenigstens ein paar Toasts zu Essen. Wir alle wussten, es war die richtige Entscheidung, bei so ungewissem Wetter eine so lange Tour an zutreten wäre falsch. Doch als die ersten neben uns am Tisch Ihren Kaffee ausgetrunken hatten, fingen Sie an ihre Ausrüstung vorzubereiten. Der Rest der Hütte stimmte in die Vorbereitungen mit ein und nach einem kurzen abwartenden Blick auf den einheimischen Bergführer liefen alle Seilschaften los. Die Blitze, die immer näher kamen und der nun auch leichte Regen, sah oder wollte keiner wahrnehmen.

Schockiert über dieses erschreckende Rudelverhalten schauten wir den Lichtkegeln auf dem Gletscher hinterher bis Sie im Regen verschwanden und legten uns wieder ins Bettenlager. Hatten wir die richtige Entscheidung getroffen? Das Wetter ließ eigentlich keinen anderen Gedanken zu. Aber die Anderen? Und was, wenn das Wetter doch noch besser wurde? Wir wussten es nicht. Nach wenigen Stunden leichtem Schlaf kamen fast alle Seilschaften nass und erschöpft wieder ins Lager. Auch Sie mussten sich den Tatsachen der Realität geschlagen geben. Nur eine große Gruppe kam nicht zurück und schaffte es, wie wir annehmen mussten, auf den Gipfel. War unsere Entscheidung also doch nicht die Richtige?

Aiguille de Bionnassay

Am nächsten Morgen wachten wir nach einer unruhigen Nacht mit strahlend blauem Himmel auf. Hätten wir das gewusst wäre unsere Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Doch vor dieser Problematik stehen wir oft im Leben, nicht nur beim Bergsteigen. Wir beurteilen eine Entscheidung aufgrund des Ergebnisses anstatt durch die Tat. Ein Beispiel: Durch einen Lawinengefährdeten Hang mit Skiern abfahren ist auch dann keine gute Entscheidung, wenn nichts passiert. Was die Psychologen als „Outcome Bias“ bezeichnen, ist ein uns täglich begegnender Denkfehler der es einem schwer macht Entscheidungen richtig zu bewerten und daraus abgeleitet schwer die richtige Entscheidung zu treffen. Wir für unseren Teil waren uns schlussendlich sicher alles richtig gemacht zu haben. In den Bergen wird nur alt, wer das Risiko im richtigen Maße abwägt. Belohnt wurde unsere Entscheidung zunächst mit dem Gipfel der Aiguille de Bionnassay. Der 4052 Meter hohe Berg war in wenigen Stunden von der Gonellahütte aus zu erreichen und eröffnete uns einen wunderschönen Ausblick auf die südlichen Alpenausläufer.

Das Dach der Alpen – im zweiten Anlauf unvergesslich

Mit Blick auf´s Wetter entschieden wir uns dazu eine weitere Nacht auf der Hütte zu bleiben und dem Mont Blanc in der nächsten Nacht eine weitere Chance zu geben. Der Wettergott gab sich gnädig und kurz vor Sonnenaufgang standen wir auf dem 4810 Meter hohem Dach der Alpen. Im Abstieg begrüßten uns dann die ersten Sonnenstrahlen mit einem unvergesslichen Sonnenaufgang. Nach insgesamt 9 Stunden und 56 Minuten kamen wir dann endlich an der Turiner Hütte an, müde und glücklich, dass letztlich doch alles geklappt hat. Auf dem Rückweg ins Rheinland musste ich noch einmal über unsere Entscheidung nachdenken und darüber, auf welcher Grundlage man über Risiko entscheidet. Auch wenn die Situation im Nachhinein gar nicht mehr so spektakulär wirkte, blieb davon doch einiges bei mir hängen und ich war froh, dass wir mit der richtigen Einstellung in den Bergen unterwegs sind und die richtige Entscheidung getroffen haben.

Ausgefuchst Bergsteigen in den Westalpen

Am 22. Oktober traf sich der Kader in Chamonix um dieses mal in großen Höhen die Gipfel rund um den Mont Blanc unsicher zu machen.

Da das Wetter sich aber dafür entschied den Winter in Chamonix willkommen zu heißen, wurde kurzer Hand umdisponiert. Es gibt ja nicht nur in Chamonix hohe, steile Berge, sondern auch direkt in italienischer Nachbarschaft. So hieß das neue Ziel für den nächsten Tag das Gebiet rund um den Gran Paradiso 4016m. Am Abend wurden in Chamonix noch einmal die Annehmlichkeiten des Tales bei Burger und einem Bier genossen, bevor es morgens um 6 Uhr nach Italien gehen sollte. Der Morgen zeigte sich dann im tiefen Schneegestöber das aber kurz nach dem Mont Blanc Tunnel aufhören sollte und für Zuversicht sorgte.

Am Parkplatz des „Rifugio Vittorio EmanueleII“ (2709 m) wurden wir dann auch schon vom heimischen Empfangskomitee erwartet. Nach kurzem beschnuppern und Visite der Autos, sowie Erhalt eines Frühstückrestes, zeigte sich der flauschige Parkplatzchef sehr engagiert bei der Hilfe das Material zu sichten. Nachdem alles gerichtet war ging es dann los leider ohne unsere vierbeinige Unterstützung, da wir ja alle spätestens seit dem Hit der Beginner aus den 90ern wissen, dass Füchse keine Rudeltiere sind. Die Personalausstattung scheint aber rund um die Hütte recht gut etabliert zu sein, so wurden wir am Winterraum der Hütte erneut in Empfang genommen. Dieses mal war das Exemplar wohl schon länger in dieser etwas lebensfeindlichen Region unterwegs. Das Leben hat einige Spuren im Gesicht unseres pelzigen Hüttenwirts hinterlassen. Nachdem Fuchs und Kader versorgt waren mit Mittagessen und heißen Getränken sollte es noch weiter zum Ciarforon (3642 m) und seiner Nordwand gehen.

Das Wetter rund um Chamonix zeigte seine Auswirkungen in Form starker Föhnwinde und Bewölkung auch hier. Die eigentlich recht einfache Nordwand des Ciarforon zeigte sich von ihrer eher schlechten Seite. Sehr viel Blankeis, offene Spalten, ausgeschmolzene Felsblöcke und Felsbänder und zwischen durch Schnee. Trotz dessen wählten die drei Seilschaften ihre Linien und stiegen bei patagonischen Wetterverhältnissen ein. Mal kamen Wind und Schnee von oben, unten und der Seite. Leider mussten zwei Seilschaften unterhalb der Gipfelwand aufgrund der Bedingungen die teilweise senkrechtes Geröll klettern erfordeten und voran geschrittener Zeit den Rückzug antreten. Die Seilschaft um Fritz Miller mit Charly Langbein und Moritz Krämer erreichten bei starken Gipfelwinden das Ziel. Nach einigen Abalakovs erreichten alle Seilschaften fast unversehrt die Hütte und wärmten sich bei Tee und etlichen Trek’n’eats auf.

Am nächsten Morgenstand dann der 4061m hohe Gran Paradiso auf der Kader To-Do-Liste. Zusammen stiegen alle bis zum Gletscher, der zur Nordwand führt auf. Nach einiger Überlegung und Betrachtung der komplett blanken Nordwand standen die Seilschaften fest. Da sich Sebastian am Vortag eine Quetschung und leichte erfrierung am Finger holte und Moritz sich krank fühlte wählten diese den gemütlichen Normalweg. Auch Ausbilder Fritz Miller schien sich am Vortag etwas am Fussgelenk zugezogen zu haben und entschied sich für einen Nachmittag mit dem flauschigen Hüttenwirt. Die Seilschaften Charly Langbein und Merlin Mannich sowie Sascha Müller und Martin Brückner erreichten nach dem Wadenk(r)ampf den Gipfel des Gran Paradiso.

Das Wetter im Mont Blanc Gebiet weckte Optimismus für die nächsten Tage, somit stand fest, dass wir am nächsten Tag dorthin fahren würden. Nach Abstieg und ausgedehnter Mittagspause bei strahlender Sonne im Tal, fuhr der Kader leider ohne Fritz Miller, der noch mit seinem Fuss zu kämpfen hatte zum Pointe Hellbronner. Von dort aus ging es dann über den Gletscher in das val Blanche zu Fuße des Tour Ronde 3792m, der das Ziel für den nächsten Tag sein sollte. Der Kader teilte sich auf und so baute die eine Hälfte das Basiscamp auf und die andere Hälfte erkundete die Westwand sowie die Spalten auf dem Zustieg, die sich als zahlreich und verschneit darstellten. Nach einer kalten aber Sternenklaren Nacht stiegen zwei Seilschaften in die Nordwand ein und eine Seilschaft versuchte den Anstieg über die Westwand und den Westgrat. Sebastian Sarx und Martin Brückner, als auch Merlin Mannich und Sascha Müller konnten im Simultanklettern den Gipfel erreichen. Auch die Nordwand des Tour Ronde zeigte sich über weite Strecken blank und im oberen Teil auch sehr sprödes Eis.

Dennoch bot die Wand abwechslungs-reiche Kletterei und gewann durch die Verhältnisse auch an Anspruch. Der Gipfelaufbau forderte noch einmal sicheres Klettern in Steigeisen und war ein gelungenes Finale für eine durchweg schöne Tour. Auch Charly Langbein und Moritz Krämer erreichten den Gipfel nach einer Eisflanke und Gratkletterei. Der Abstieg forderte noch einmal Aufmerksamkeit und Vorsicht, durch den sulzigen Schnee am Mittag war das vorankommen erschwert. Aber nach etwas Gratkletterei und Chamonix typischen Abseilern an allerhand Schlingenmaterial war auch dieser geschafft. Eine Seilschaft seilte die Nordwand wieder ab und zeigte erneut ihr Abalakov können.

Nach einer sehr stürmischen Nacht auf dem Gletscher wurden in Windeseile die Zelte abgebaut und Rucksäcke gepackt. Bei starken Winden und kaum Sicht sowie einer verschneiten Spur stapfte der Kader zurück zu Seilbahnstation, um auf schnellsten Wege ins Tal zu gelangen. Dort gab es dann Sonne, frische Kleidung und allerhand Leckereien. Nach Packen und Verabschieden ging es dann für alle Richtung Zuhause oder auf den nächsten Gletscher.

Bigwall-Camp des DAV Alpinkader NRW

Vom 9. bis 18. August 2017 fand das Bigwall-Camp des ersten Alpinkader NRW statt.

Wetterbedingt begann das Camp im Baden-Württembergischen Balingen in der Kletterhalle, wo die fünf Kadermitglieder einen Tag lang mit Ausbilder Fritz Miller die Grundtechnikendes Techno- und Aidkletterns vertieften. Dem Regen entfliehend stoppte das sechsköpfige Team am folgenden Abend am südlichen Ende des Comer Sees, um tags darauf an der über 250 m hohen Wand des Berges Medale über dem Ort Lecco in Zweierteams bei klarem Himmel und Hitze Mehrseillängenrouten im Grad 6c bis 6c+ zu klettern.

Am gleichen Abend fand die Reise ins ursprünglich von Beginn an anvisierte Göschenertal statt, wo für die nächsten zwei Tage ausreichend gutes und stabiles Wetter vorhergesagt war. Die beiden Ausbilder und Alpinkader-Gründer David Colling und Charly Langbein komplettierten von nun an die Gruppe.

Im vorderen Voralptal kletterten Merlin und Sascha in den kommenden anderthalb Tagen die Technoroute „Muja Hedder“ (A2, 6a, 200 m) und Sebastian  sowie Moritz die Route„Traumschiff“ (A2+, 6a, 200 m). Beide Routen haben gebohrte Standplätze, sind dazwischen jedoch selbst abzusichern. Nach drei Seillängen treffen sich die Routen auf einem Biwakband, auf dem bis zu fünf Personen gut übernachten können.

Charly, Fritz und Martin arbeiteten währenddessen an einer Neutour in einer etwa 300 m hohen, bisher noch nicht durchstiegenen Wand. Inklusive Anlegung eines steilen Zustiegspfades kamen die drei in ebenfalls anderthalb Tagen auf dreieinhalb Techno-Seillängen und etwa 90 Höhenmeter hinauf und mussten die Fertigstellung dieser Route vorerst aufschieben. David fotografierte und filmte alle drei Seilschaften. 

Nach zwei Lehreinheiten – eine zum Thema Bohrhaken und eine zu den Techniken des Simultankletterns – konnte der vorletzte Tag aufgrund des Wetterglücks für eine Besteigung des Salbit-Westgrates (6b, A1, 1000 m) genutzt werden. Moritz und Merlin  sowie Charly und Sascha stiegen von der Biwakschachtel am Beginn des Grates in knapp unter und etwas über sieben Stunden bis zum Gipfel, Sebastian und Martin benötigten acht Stunden, nachdem sie am gleichen Morgen vom Tal aus in zweieinhalb Stunden aufgestiegen waren. Nach einem letzten gemeinsamen Abend diente der folgende Morgen nur noch dem Sortieren des Materials und der Abreise vom Campingplatz auf der Göscheneralp.