Ausgefuchst Bergsteigen in den Westalpen

Am 22. Oktober traf sich der Kader in Chamonix um dieses mal in großen Höhen die Gipfel rund um den Mont Blanc unsicher zu machen.

Da das Wetter sich aber dafür entschied den Winter in Chamonix willkommen zu heißen, wurde kurzer Hand umdisponiert. Es gibt ja nicht nur in Chamonix hohe, steile Berge, sondern auch direkt in italienischer Nachbarschaft. So hieß das neue Ziel für den nächsten Tag das Gebiet rund um den Gran Paradiso 4016m. Am Abend wurden in Chamonix noch einmal die Annehmlichkeiten des Tales bei Burger und einem Bier genossen, bevor es morgens um 6 Uhr nach Italien gehen sollte. Der Morgen zeigte sich dann im tiefen Schneegestöber das aber kurz nach dem Mont Blanc Tunnel aufhören sollte und für Zuversicht sorgte.

Am Parkplatz des „Rifugio Vittorio EmanueleII“ (2709 m) wurden wir dann auch schon vom heimischen Empfangskomitee erwartet. Nach kurzem beschnuppern und Visite der Autos, sowie Erhalt eines Frühstückrestes, zeigte sich der flauschige Parkplatzchef sehr engagiert bei der Hilfe das Material zu sichten. Nachdem alles gerichtet war ging es dann los leider ohne unsere vierbeinige Unterstützung, da wir ja alle spätestens seit dem Hit der Beginner aus den 90ern wissen, dass Füchse keine Rudeltiere sind. Die Personalausstattung scheint aber rund um die Hütte recht gut etabliert zu sein, so wurden wir am Winterraum der Hütte erneut in Empfang genommen. Dieses mal war das Exemplar wohl schon länger in dieser etwas lebensfeindlichen Region unterwegs. Das Leben hat einige Spuren im Gesicht unseres pelzigen Hüttenwirts hinterlassen. Nachdem Fuchs und Kader versorgt waren mit Mittagessen und heißen Getränken sollte es noch weiter zum Ciarforon (3642 m) und seiner Nordwand gehen.

Das Wetter rund um Chamonix zeigte seine Auswirkungen in Form starker Föhnwinde und Bewölkung auch hier. Die eigentlich recht einfache Nordwand des Ciarforon zeigte sich von ihrer eher schlechten Seite. Sehr viel Blankeis, offene Spalten, ausgeschmolzene Felsblöcke und Felsbänder und zwischen durch Schnee. Trotz dessen wählten die drei Seilschaften ihre Linien und stiegen bei patagonischen Wetterverhältnissen ein. Mal kamen Wind und Schnee von oben, unten und der Seite. Leider mussten zwei Seilschaften unterhalb der Gipfelwand aufgrund der Bedingungen die teilweise senkrechtes Geröll klettern erfordeten und voran geschrittener Zeit den Rückzug antreten. Die Seilschaft um Fritz Miller mit Charly Langbein und Moritz Krämer erreichten bei starken Gipfelwinden das Ziel. Nach einigen Abalakovs erreichten alle Seilschaften fast unversehrt die Hütte und wärmten sich bei Tee und etlichen Trek’n’eats auf.

Am nächsten Morgenstand dann der 4061m hohe Gran Paradiso auf der Kader To-Do-Liste. Zusammen stiegen alle bis zum Gletscher, der zur Nordwand führt auf. Nach einiger Überlegung und Betrachtung der komplett blanken Nordwand standen die Seilschaften fest. Da sich Sebastian am Vortag eine Quetschung und leichte erfrierung am Finger holte und Moritz sich krank fühlte wählten diese den gemütlichen Normalweg. Auch Ausbilder Fritz Miller schien sich am Vortag etwas am Fussgelenk zugezogen zu haben und entschied sich für einen Nachmittag mit dem flauschigen Hüttenwirt. Die Seilschaften Charly Langbein und Merlin Mannich sowie Sascha Müller und Martin Brückner erreichten nach dem Wadenk(r)ampf den Gipfel des Gran Paradiso.

Das Wetter im Mont Blanc Gebiet weckte Optimismus für die nächsten Tage, somit stand fest, dass wir am nächsten Tag dorthin fahren würden. Nach Abstieg und ausgedehnter Mittagspause bei strahlender Sonne im Tal, fuhr der Kader leider ohne Fritz Miller, der noch mit seinem Fuss zu kämpfen hatte zum Pointe Hellbronner. Von dort aus ging es dann über den Gletscher in das val Blanche zu Fuße des Tour Ronde 3792m, der das Ziel für den nächsten Tag sein sollte. Der Kader teilte sich auf und so baute die eine Hälfte das Basiscamp auf und die andere Hälfte erkundete die Westwand sowie die Spalten auf dem Zustieg, die sich als zahlreich und verschneit darstellten. Nach einer kalten aber Sternenklaren Nacht stiegen zwei Seilschaften in die Nordwand ein und eine Seilschaft versuchte den Anstieg über die Westwand und den Westgrat. Sebastian Sarx und Martin Brückner, als auch Merlin Mannich und Sascha Müller konnten im Simultanklettern den Gipfel erreichen. Auch die Nordwand des Tour Ronde zeigte sich über weite Strecken blank und im oberen Teil auch sehr sprödes Eis.

Dennoch bot die Wand abwechslungs-reiche Kletterei und gewann durch die Verhältnisse auch an Anspruch. Der Gipfelaufbau forderte noch einmal sicheres Klettern in Steigeisen und war ein gelungenes Finale für eine durchweg schöne Tour. Auch Charly Langbein und Moritz Krämer erreichten den Gipfel nach einer Eisflanke und Gratkletterei. Der Abstieg forderte noch einmal Aufmerksamkeit und Vorsicht, durch den sulzigen Schnee am Mittag war das vorankommen erschwert. Aber nach etwas Gratkletterei und Chamonix typischen Abseilern an allerhand Schlingenmaterial war auch dieser geschafft. Eine Seilschaft seilte die Nordwand wieder ab und zeigte erneut ihr Abalakov können.

Nach einer sehr stürmischen Nacht auf dem Gletscher wurden in Windeseile die Zelte abgebaut und Rucksäcke gepackt. Bei starken Winden und kaum Sicht sowie einer verschneiten Spur stapfte der Kader zurück zu Seilbahnstation, um auf schnellsten Wege ins Tal zu gelangen. Dort gab es dann Sonne, frische Kleidung und allerhand Leckereien. Nach Packen und Verabschieden ging es dann für alle Richtung Zuhause oder auf den nächsten Gletscher.