Es ist Anfang Mai. An einem wunderschönen, aber sehr warmen Frühlingstag haben wir uns zu unserem ersten Ausbildungslehrgang und damit dem ersten Wiedersehen nach dem Sichtungslehrgang getroffen. Wir, das sind Anne, Fynn, Marvin, Max, Dominik und Albert und natürlich auch unsere Ausbilder Mirjam, Bene und Dave. Wir waren hochmotiviert, gespannt, aber auch etwas aufgeregt, was uns in den nächsten Tagen erwarten wird.
Pünktlich um 10 Uhr trafen wir uns am Parkplatz in Freyr. Freyr ist das größte Klettergebiet Belgiens und etwa 3 Stunden von Köln entfernt. Dass es das älteste Klettergebiet Belgiens ist, sollten wir in den nächsten Tagen noch zu spüren kriegen.
Der erste Tag begann ganz entspannt mit ein paar Bodenübungen zu den Themen Standplatzbau, Seilhandling und Abseilen am schattigen Wandfuß. Das kam uns bei fast 30 Grad sehr gelegen. Nach den ersten Klettermetern und dem ersten Anwenden der besprochenen Inhalte gaben uns die Trainer etwas Freizeit. Angesichts des Wetters nutzen wir die Zeit gerne, um im am Wandfuß gelegenen Fluss baden zu gehen.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis uns die beeindruckenden und bis zu 110m hohen Wände in ihren Bann zogen und wir begannen, die Sportkletterrouten direkt am Wasser zu probieren.

In diesen Routen mussten wir sehr schnell feststellen, dass das Klettergebiet durchaus seine Schwierigkeiten und Tücken hatte, die Routen sehr klassisch bewertet sind und wir uns aufgrund der Abgegriffenheit des Felses das ein oder andere Mal den rauen Alpenkalk herbei wünschten.

Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen und Beisammensein am Lagerfeuer.
Nach dem gemeinsamen Frühstück am zweiten Tag starteten wir endlich in die Mehrseillängen Freyrs. In Dreierseilschaften, bestehend aus je zwei Athleten und einem Trainer, erkundeten wir die großen Klassiker des Gebietes, die oft schon in den 1930ern erstbegangen wurden. Angesichts der Schwierigkeiten, die uns so manche Stelle trotz moderner Kletterschuhe bereitet hat, erschien uns die Leistung der Erstbegeher, die vermutlich in Bergschuhen unterwegs waren, sehr beeindruckend.
Ziel des Kletterns und Abseilens war es, sich als Seilschaft aufeinander einzuspielen und die erlernten und vertieften Techniken routiniert anzuwenden.
In einer kurzen Mittagspause durften die berühmten belgischen Pommes nicht fehlen. Ein Glück gab es direkt gegenüber des Klettergebiets eine gute und sehr schmackhafte Frierterie.

Im späten Nachmittag stieß dann Rowena, unsere Kaderpsychologin hinzu.
Rowena hatte für uns einige Kennenlern- und Teambuildingmaßnahmen vorbereitet und mit uns Themen besprochen, die sonst vielleicht zu kurz gekommen wären.
Abends gab es einen gemeinsamen Austausch, während wir im campingplatzeigenen Bistro zusammen zu Abend aßen.
Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen direkt in die nächste Mehrseillänge. Durch den frühen Start konnten wir den heißen Mittagsstunden in der Wand entgehen. Gleichzeitig nutzen wir die neuen Routen, um mit möglichst jedem Athleten des Kaders mal gemeinsam zu klettern.

Die Pause nach dem Klettern fiel am Samstag, dem dritten Tag, etwas kürzer aus, da wir dem herannahenden Gewitter mit starkem Regen entgehen wollten, gleichzeitig aber noch einige Themen zu besprechen hatten. Der Umgang mit mobilen Sicherungen war bereits allen bekannt und schnell besprochen. Spannender und vor allem für die meisten noch unbekannt war das eigenständige Setzen von Schlaghaken. Das verbanden wir mit dem Einrichten von Ständen an mobilen Sicherungen und fraglichen Sicherungspunkten. Damit sind wir für den kommenden Lehrgang, bei dem wir lange Touren in den Alpen klettern möchten, bestens gewappnet. Anfangs halbwegs trocken, am Ende dann aber doch durch den Regen sprintend, kamen wir dann am obligatorischen Stopp, der Pommesbude an. Der restliche Tag verlief ruhiger, wir nutzen die Regenzeiten für alltägliche Aufgaben wie Spülen, Einkaufen und Duschen.
Abends überraschten wir uns mit unseren kulinarischen Grillkünsten selbst. Neben Grillgut wie Grillkäse und ein wenig Fleisch landeten auch Spargel, gefüllte Pilze, Gemüsespieße, Feta mit Rosmarin und mit Knoblauch gefüllter Camembert auf dem Grill. Als Beilage gab es selbstgemachten Nudelsalat. Vermutlich hat keiner von uns ein solches Grillbuffet auf einem Ausbildungslehrgang erwartet.

Am letzten Tag verabschiedeten wir uns mit einer selbstgewählten Mehrseillängenroute von Freyr. So langsam hatten wir uns an die oft sehr speckige Kletterei gewöhnt und freuten uns über die letzten, zum Großteil sehr schönen Klettermeter.

Nach dem Klettern erwartete uns noch mehr Vorbereitung für die weit entfernten Gletscher der Alpen. Gemeinsam besprachen wir das Verhalten auf einer Hochtour und übten die Rettung aus einer Gletscherspalte.
Neben einem kurzen Feedback gab es als Abschluss einen Ausblick auf die kommenden Lehrgänge und – natürlich – die obligatorische Portion Pommes. Glücklich und müde von der schönen Zeit und mit großer Vorfreude auf die uns bevorstehende gemeinsame Zeit traten wir dann den Heimweg an.
