Pommes und Klettern in Freyr

Es ist Anfang Mai. An einem wunderschönen, aber sehr warmen Frühlingstag haben wir uns zu unserem ersten Ausbildungslehrgang und damit dem ersten Wiedersehen nach dem Sichtungslehrgang getroffen. Wir, das sind Anne, Fynn, Marvin, Max, Dominik und Albert und natürlich auch unsere Ausbilder Mirjam, Bene und Dave. Wir waren hochmotiviert, gespannt, aber auch etwas aufgeregt, was uns in den nächsten Tagen erwarten wird.

Pünktlich um 10 Uhr trafen wir uns am Parkplatz in Freyr. Freyr ist das größte Klettergebiet Belgiens und etwa 3 Stunden von Köln entfernt. Dass es das älteste Klettergebiet Belgiens ist, sollten wir in den nächsten Tagen noch zu spüren kriegen.

Der erste Tag begann ganz entspannt mit ein paar Bodenübungen zu den Themen Standplatzbau, Seilhandling und Abseilen am schattigen Wandfuß. Das kam uns bei fast 30 Grad sehr gelegen. Nach den ersten Klettermetern und dem ersten Anwenden der besprochenen Inhalte gaben uns die Trainer etwas Freizeit. Angesichts des Wetters nutzen wir die Zeit gerne, um im am Wandfuß gelegenen Fluss baden zu gehen.

Es dauerte allerdings nicht lange, bis uns die beeindruckenden und bis zu 110m hohen Wände in ihren Bann zogen und wir begannen, die Sportkletterrouten direkt am Wasser zu probieren.

In diesen Routen mussten wir sehr schnell feststellen, dass das Klettergebiet durchaus seine Schwierigkeiten und Tücken hatte, die Routen sehr klassisch bewertet sind und wir uns aufgrund der Abgegriffenheit des Felses das ein oder andere Mal den rauen Alpenkalk herbei wünschten.

Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen und Beisammensein am Lagerfeuer.

Nach dem gemeinsamen Frühstück am zweiten Tag starteten wir endlich in die Mehrseillängen Freyrs. In Dreierseilschaften, bestehend aus je zwei Athleten und einem Trainer, erkundeten wir die großen Klassiker des Gebietes, die oft schon in den 1930ern erstbegangen wurden. Angesichts der Schwierigkeiten, die uns so manche Stelle trotz moderner Kletterschuhe bereitet hat, erschien uns die Leistung der Erstbegeher, die vermutlich in Bergschuhen unterwegs waren, sehr beeindruckend.

Ziel des Kletterns und Abseilens war es, sich als Seilschaft aufeinander einzuspielen und die erlernten und vertieften Techniken routiniert anzuwenden.

In einer kurzen Mittagspause durften die berühmten belgischen Pommes nicht fehlen. Ein Glück gab es direkt gegenüber des Klettergebiets eine gute und sehr schmackhafte Frierterie.

Im späten Nachmittag stieß dann Rowena, unsere Kaderpsychologin hinzu.

Rowena hatte für uns einige Kennenlern- und Teambuildingmaßnahmen vorbereitet und mit uns Themen besprochen, die sonst vielleicht zu kurz gekommen wären.

Abends gab es einen gemeinsamen Austausch, während wir im campingplatzeigenen Bistro zusammen zu Abend aßen.

Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen direkt in die nächste Mehrseillänge. Durch den frühen Start konnten wir den heißen Mittagsstunden in der Wand entgehen. Gleichzeitig nutzen wir die neuen Routen, um mit möglichst jedem Athleten des Kaders mal gemeinsam zu klettern.

Die Pause nach dem Klettern fiel am Samstag, dem dritten Tag, etwas kürzer aus, da wir dem herannahenden Gewitter mit starkem Regen entgehen wollten, gleichzeitig aber noch einige Themen zu besprechen hatten. Der Umgang mit mobilen Sicherungen war bereits allen bekannt und schnell besprochen.  Spannender und vor allem für die meisten noch unbekannt war das eigenständige Setzen von Schlaghaken. Das verbanden wir mit dem Einrichten von Ständen an mobilen Sicherungen und fraglichen Sicherungspunkten. Damit sind wir für den kommenden Lehrgang, bei dem wir lange Touren in den Alpen klettern möchten, bestens gewappnet. Anfangs halbwegs trocken, am Ende dann aber doch durch den Regen sprintend, kamen wir dann am obligatorischen Stopp, der Pommesbude an. Der restliche Tag verlief ruhiger, wir nutzen die Regenzeiten für alltägliche Aufgaben wie Spülen, Einkaufen und Duschen.

Abends überraschten wir uns mit unseren kulinarischen Grillkünsten selbst. Neben Grillgut wie Grillkäse und ein wenig Fleisch landeten auch Spargel, gefüllte Pilze, Gemüsespieße, Feta mit Rosmarin und mit Knoblauch gefüllter Camembert auf dem Grill. Als Beilage gab es selbstgemachten Nudelsalat. Vermutlich hat keiner von uns ein solches Grillbuffet auf einem Ausbildungslehrgang erwartet.

Am letzten Tag verabschiedeten wir uns mit einer selbstgewählten Mehrseillängenroute von Freyr. So langsam hatten wir uns an die oft sehr speckige Kletterei gewöhnt und freuten uns über die letzten, zum Großteil sehr schönen Klettermeter.

Nach dem Klettern erwartete uns noch mehr Vorbereitung für die weit entfernten Gletscher der Alpen. Gemeinsam besprachen wir das Verhalten auf einer Hochtour und übten die Rettung aus einer Gletscherspalte.

Neben einem kurzen Feedback gab es als Abschluss einen Ausblick auf die kommenden Lehrgänge und – natürlich – die obligatorische Portion Pommes. Glücklich und müde von der schönen Zeit und mit großer Vorfreude auf die uns bevorstehende gemeinsame Zeit traten wir dann den Heimweg an.

Sichtungslehrgang des Alpinkaders NRW 2025

Vom 25. bis zum 28. März 2025 fand die Sichtung des Alpinkaders NRW statt. Der Alpinkader NRW ist ein vom Landesverband NRW ins Leben gerufenes Projekt, zur Förderung des Leistungsbergsteigens in NRW. Dazu schafft der Alpinkader unter anderem ein soziales Netzwerk zwischen Bergsteigerinnen aus NRW und bildet sechs ausgewählte Athletinnen über einen Zeitraum von drei Jahren alpinistisch aus. Zum Ende der Kaderzeit wird eine Abschlussexpedition mit selbst festgelegtem alpinistischen Schwerpunkt durchgeführt.
Mit der Sichtung 2025 geht der Alpinkader NRW in die dritte Runde. Zur Sichtung erschienen 15 Bewerberinnen aus unterschiedlichen DAV – Sektionen in NRW, die anhand einer Bewerbung inklusive Motivationsschreiben und Tourenbericht ausgesucht und eingeladen wurden. Zusammen mit unserem Trainerteam – Mirjam Limmer, David Colling und Bené Hiebl – sowie den Co-Trainern, einigen ehemaligen Athleten, unserer Psychologin und dem Fotografen Sebastian Wolf verbrachten wir vier Tage in der schönen Eifel, um unsere sozialen sowie alpinsportlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu zeigen. In diesen vier Tagen gab es ein straffes Programm, damit alle Bewerbenden ihr Können in verschiedenen Situationen unter Beweis stellen konnten. Nach einer allgemeinen Vorstellungs- und Informationsveranstaltung am Dienstagmorgen starteten wir direkt mit dem Konditionslauf. Dabei galt es, eine Runde von gut 5 km und ca. 300 Höhenmetern dreimal hintereinander auf Zeit zu laufen und währenddessen verschiedene Stationen zu bewältigen. Diese waren das Tragen eines gefüllten Rucksacks, das Laufen über eine Slackline, das sich über eine Seilbrücke ziehen sowie das Ziehen eines Reifens. Wir Bewerberinnen starteten zeitversetzt und konnten so von Anfang an ohne viel Druck unser eigenes Tempo laufen. Trotz der Anstrengung sind uns allen die besonders schönen – fast märchenhaften – Orte im Wald aufgefallen. Der Tag wurde von einem Vortrag über die Abschlussexpeditionen der vergangenen Kader abgerundet. So konnten wir uns ein gutes Bild darüber machen, was im Falle einer Kaderaufnahme auf uns zukommen könnte.

Am zweiten Tag wurde unser Sportkletterkönnen im Kalk getestet. Dazu ist jeder von uns sechs Routen (UIAA 4 bis 9) im Klettergebiet Gerolstein geklettert. Um die ganze Gruppe zu sichten, war ein gewisses Maß an Logistik gefragt. Doch dank eines durchdachten Zeitplans und der Mithilfe aller, war die Einhaltung des Plans ohne größeren Stress gut möglich und alle konnten in den Routen ihr Bestes geben.

Auch am dritten Tag wurde unser Kletterkönnen getestet, dieses Mal jedoch im Basalt. An drei verschiedenen Stationen zeigten wir in Ettringen unser Können. Wir kletterten schönste Risse, präsentierten unsere Fertigkeiten im Legen von mobilen Sicherungsmitteln und bewiesen unsere Kraft, unsere Technik sowie unser Feingefühl beim Drytoolen.

Am letzten Tag absolvierten wir in Fünfergruppen einen Orientierungslauf im Ahrtal, der im Vorfeld sorgfältig von den Prüfer*innen geplant worden war. Die abwechslungsreiche Strecke führte über Felsgrate und durch die Ahr, wobei an verschiedenen Stationen Stempel gesammelt
wurden. Als Orientierung dienten uns ausschließlich ein Kompass, eine grobe Karte sowie rätselhafte Anweisungen. Trotz der Prüfungssituation kam der Spaß bei schönstem Sonnenschein nicht zu kurz. Jedoch machte sich im Anschluss an den Lauf bereits erste Aufregung wegen der bevorstehenden Ergebnisvergabe breit. Während manche sich die Wartezeit mit einem Eis am Stiel versüßten, lenkten sich andere mit Handstandübungen im Gras ab.

Auch wenn es am Ende der Sichtung wie üblich nur sechs Athletinnen in den Kader geschafft haben, wird die entstandene Touren-Börse allen Teilnehmenden der Sichtung ermöglichen, in Kontakt zu bleiben und gemeinsam Abenteuer in den Bergen zu planen. Denn über die vier Tage ist ein harmonisches Gruppengefühl entstanden, das mit Sicherheit über die Zeit der Sichtung hinaus Bestand haben wird. Ob beim Anfeuern während des Konditionslaufs, beim Sichern, der Weitergabe von Beta beim Klettern oder der wertschätzenden Kommunikation beim Orientierungslauf, wir haben als Gruppe agiert. Das Sichtungscamp war für uns daher kein Wettbewerb, sondern vielmehr ein Raum zum Freundschaften-knüpfen, Tourenpartnerinnen-finden sowie ein gegenseitiges Helfen, um individuell das Beste zeigen zu können.

Am Ende der Sichtung stehen die Athletinnen des Alpinkaders NRW 2025 – 2027 mit den Namen Albert Baumgärtner (Sektion Bonn), Max Hilger (Sektion Aachen), Fynn Müller (Sektion Wuppertal), Anne Nicolin (Sektion Rhein-Sieg), Marvin Schnell (Sektion Köln) und Dominik Schuler (Sektion Aachen) fest. Wir freuen uns auf drei spannende und lehrreiche Jahre, in denen wir als starkes Team zusammenwachsen. Wir danken jetzt schon unseren Trainerinnen, Sponsoren, Sektionen und allen anderen, die uns auf diesem Weg unterstützen.

Eure Athlet*innen des Alpinkader NRW

Mit einem großem Dankeschön für die Fotos an Sebastian Wolf

www.sebastianwolf.photo

2024 – Mt. Jenga, Indien, 5663m

Gipfelerfolg im Himalaya. Der 5663m hohe Gipfel wurde von seinen Erstbesteigern Matthias Mimberg, Lukas Hettler, Nils Beste und Eike Plazikowski Mount Jenga getauft.

Während der Abschluss Expedition im September 2024 nach Kisthwar/Jammu, Himalaya, Indien glückte dem DAV Alpinkader NRW die Erstbesteigung eines unbestiegenen Gipfels. Der 5663m hohe Gipfel wurde von seinen Erstbesteigern Matthias Mimberg, Lukas Hettler, Nils Beste und Eike Plazikowski „Mount Jenga“ getauft.

Die Bestätigung der Erstbesteigung erfolgte am 27. November 24 durch die IMF – Indien Mountain Foundation.

Den ausführlichen Expeditionsbericht findest du hier.

Mixedklettern-Lehrgang in Chamonix

Der letzte große Lehrgang zur Vorbereitung für die Abschluss-Expedition im September stand an. Der Plan war einfach: möglichst viel in unterschiedlichstem Gelände an den Feinheiten arbeiten. Dafür ging es für uns wieder einmal nach Chamonix.

Aufgrund des Wetters sind die Mehrtagestouren ausgefallen. Zunächst zuviel Wind und danach machte uns eine ganze Menge Neuschnee zu schaffen…

Nichtsdestotrotz kann man in Chamonix auch mit Tagestouren die Woche füllen, dafür ging es am ersten Tag hoch an den Grand Montets zum Mixedklettern. Die Verhältnisse waren top in der Voie Verte, nur sehr stürmisch wars. Aber was solls, auf Expedition kann man sich das Wetter auch nicht aussuchen.

Am nächsten Tag sollte es mit den Ski auf den Rücken über den Arête de Bochard gehen. Eigentlich keine allzu lange Tour, wären da nicht 30cm Neuschnee und null Sicht. Aber irgenwie haben wir uns dann nach ein paar Stunden doch hochgewühlt und eine spätere Bahn als gedacht erwischt. In der Mitte der Woche verbrachten wir einen Tag mit der genaueren Planung der Expedition. Aber vorher konnten wir uns die Pulverabfahrt durch die über Nacht gefallenen 30cm Schnee am Mer de Glace nicht entgehen lassen. Am Samstag ging es für uns wieder hoch zur Aguille du Midi. Traumwetter und ziemlich gute Bedingungen. Ein Team kletterte den Klassiker schlechthin, das Chéré-Couloir am Mont Blanc du Tacul. Das muss wirklich jeder einfach mal gemacht haben. Die anderen beiden Seilschaften waren an der Pointe Lachenal unterwegs und kletterten das Pellisier Colouir und die etwas kürzere aber schwerere Star Academixte.

Nun zu unserer Expedition: Nach einer solchen Vorbereitungswoche wird es natürlich auch in kombiniertes Gelände gehen und noch dazu hoch hinaus. Ziel ist der Kishtwar-Himalaya in Indien. Touren im Mixed Gelände sind das vorrangige Ziel, aber wir haben auch die Möglichkeit auf Grate oder Alpinklettern auszuweichen. Ende August geht es schon los, bis dahin steht noch viel Ausdauer-Training und weitere Routine in unbekannten Touren sammeln auf dem Plan.

Wir halten euch über die weiteren Planungen, unser Training und Touren hier und auf Instagram auf dem Laufenden!

Planlos im Chamonix

Migot Pfeiler

Anfang Juli ging es für ein paar von uns nach Chamonix. Geplant hatten wir nicht viel. Hauptsache das Beste aus Wetter, Zeit und den Bedingungen rausholen. Die ersten beiden sahen Tage gut aus. Also ging es hoch Richtung Aiguille du Chardonnet. Der Migot Pfeiler stand zur Akklimatisierung auf dem Zettel. Nach einer mehr oder weniger erholsamen Biwaknacht ging es glücklicherweise endlich um vier Uhr früh los. Nach einem kurzen Gletscherzustieg flogen im ersten Felsteil die Steine, auch wenn man noch so vorsichtig geklettert ist. Anschließend an eine 150 Meter hohe Firnflanke lief der zweite Mixed-Teil dafür umso besser und wir kamen zügig voran. Im Ausstieg aus der Eis/Schnee Flanke wurde man morgens schon regelrecht gebrutzelt. Am Gipfel ging der Blick über das ganze Mont Blanc Massiv. Kein alltäglicher Anblick! Der Abstieg ging gut voran nur dieses ewige Gelatsche nervt einfach.

Luxus Camp

Den nächsten Tag verbrachten wir damit zu Essen, zu diskutieren was wir als nächsten machen und dann wieder mit Essen. Die Entscheidung fiel auf den Frendo Pfeiler. Den will man ja irgendwie schon mal gemacht haben. Wir nahmen die letzte Bahn zur Plan de l‘Aiguille, bauten ein richtiges Luxus Camp auf und freuten uns auf den nächsten Tag. Natürlich zu früh, wie es immer so ist…Es fing in der Nacht unerwartet an zu schütten und das leider nicht zu wenig. Wir konnten uns minütlich gegenseitig aus den Zelten fluchen hören. Hilft ja alles nichts! Also Abbruch! Nach einer Nacht mit kaum Schlaf starteten wir rüber zur Turiner Hütte. Diese hatte nur noch in ihren alten Gebäude Schlafmöglichkeiten.


Vorsichtig umschrieben: es war urig.

Schlaf war aber eh nicht viel drin. Bei großzügiger Rechnung waren es aber bestimmt drei Stunden. Der Kuffnergrat war unser nächstes Ziel.

Lohnender Abschluss

Es ging also noch halb schlafend quer über den Gletscher Richtung Einstieg, wo es direkt zur Sache ging. Ein leicht überhängender Bergschrund musste überwunden werden. Sah dann aber doch schlimmer aus als es war. Am Grat ging es am laufenden Seil dann gut voran. Oben angekommen kam noch die Idee auf den Mont Blanc noch mitzunehmen, wenn man schonmal hier oben ist. Haben wir dann auch gemacht. Ist halt ein „bisschen“ länger und anstrengender geworden. Die letzten Meter zur Seilbahnstation der Midi rauf am Ende haben dann keinen Spaß mehr gemacht.

Kurz vorm Gipfel des Mont Maudits
Unterwegs am Kuffnergrat
steiler Start in den Kuffnergrat

Rückblickend hatten wir mal wieder eine super Zeit zusammen und trotz des Pechs mit dem Wetter ein paar echt coole Touren gemacht!

Nach dem Regen folgt Sonnenschein

Piz Palü und Piz Bernina – wenn man diese Namen hört, denkt man direkt an die Schweiz und weiß, es geht um ein paar ganz besondere Berge.

Und genau dort ging unser Sommerlehrgang hin. Themenschwerpunkt, na klar: Hochtouren – Die Paradedisziplin des Alpinismus. Als Seilschaft über Schnee und Eis bis oben auf den Gipfel! Aber vor der Tour ist meist erstmal Ausbildung angesagt. 

Piz Palü
Piz Cambrena

Ausnahmsweise trafen wir alle pünktlich sonntags am Campingplatz ein. Nun hieß es, Basislager einrichten, Pläne für die nächsten Tage zu schmieden, Rucksack packen. Für die ersten Beiden stand zunächst die Ausbildung am Gletscher im Vordergrund. Aber die Bedingungen vor Ort stellten sich schnell als sehr ernüchternd und schwierig heraus. Der Sommer 2022 ist leider kein guter Hochtouren Sommer weswegen wir die Planungen für die ganz großen Touren vom Verlauf und dem Wetter der nächsten Tage abhängig machten. 
Am Montag frischten wir die grundlegenden Techniken der Spaltenbergung auf und übten fleißig die Lose Rolle, die Selbstrettung und den Mannschaftszug. Gar nicht so leicht 100kg aus der Spalte zu wuchten dachte man sich bei dem ein oder anderen…

Spaltenbergung
Unterwegs am Gletscher

Für Dienstag sah die Wettervorhersage nicht gut aus, daher schenkten wir uns die Hüttenreservierung und schonten unser Budget. Wir gönnten uns stattdessen dekadent die Sauna am Campingplatz für den Abend. Doch die „Wellnessanwendung“ sollte verdient sein, den überwiegend trockenen Vormittag nutzen wir noch, um weitere Übungen und Vertiefungen durchzuführen. Übung macht den Meister.

Neuer Tag, neues Glück: mittwochs ging es dann wieder hoch zur Diavolezza. Der motivierte Teil von uns startete Mitten in der Nacht – also früh am Morgen – aus dem Tal und traf sich an der Bergstation mit dem nicht so ganz fitten Rest (Verletzungen und Co.). Dieser Rest schonte sich und sparte mit der Seilbahn einige Höhenmeter.
Geplant war der Piz Cambrena. Ein Berg der sein Dasein eher im Schatten des Piz Palü fristet und nicht so häufig begangen wird. Hier sollte es sogar die Variante über die Nord-Westkante und über die Schneekuppe werden. Zu unserer Freude bewahrheitete der Wetterbericht sich nicht und wir konnten im Abstieg die Überschreitung und eine wirklich wunderschöne Gratkletterei über den Piz d‘Arlas an die Tour dranhängen. Fertig von der schönen Tour, der ganzen Sonneneinstrahlung – Teils mit ordentlichem Sonnenbrand – blieben wir über Nacht im „Berghotel Diavolezza“. Dort erleichterten wir dann die Küche um jeden möglichen Nachschlag. 

Am nächsten Tag sollte es sehr früh losgehen. Unser Plan: den Piz Palü überschreiten. Der eine Teil des Teams hatte zunächst den Weg bis auf den Ostgipfel ins Auge gefasst. Überraschenderweise stand es dann aber um acht Uhr früh vor dem Rest der Gruppe auf dem Hauptgipfel und dachte nicht daran ohne die Überschreitung wieder abzusteigen.

Wir setzten die Überschreitung gemeinsam mit dem ganzen Kader fort. Durch die ein oder andere Ablenkung auf dem Abstieg etwas langsamer als geplant… Aber davon berichten vielleicht mal in einem anderem Rahmen. Naja, lustig war es trotzdem!

Über den ganzen Lehrgang hinweg wurden wir sportpsychologisch durch unsere neue Trainerin  Rowena betreut, was uns als Team nochmals bestärkt hat. Trotz einiger Hindernisse hatten wir rückblickend wieder mal eine erlebnisvolle und vor allem lehrreiche Woche. Und für die großen Touren die diesmal nicht geklappt haben, kommen definitiv nochmal wieder…

Pizza, Eis und Stirnlampen

Im Februar ging es für uns, den Alpinkader NRW, zum Eiskletterlehrgang nach Südtirol. Bei besten Bedingungen im Reintal sollten wir fit fürs Eis gemacht werden. 

Doch, bevor es richtig steil wurde, stand zunächst einmal die Lawinenkunde auf dem Plan. Nachdem uns Miri die theoretischen Hintergründe zum Thema Tourenplanung und Lawinenlagebericht nähergebracht hatte, ging es dann richtig los.

An einer Sonden-Bar, die sich bestimmt auch für das ein oder andere Kaltgetränk geeignet hätte, sollten wir anhand des Widerstandes der Sonde ertasten, was sich unterhalb der Schneedecke befindet. Gar nicht mal so leicht, den Unterschied zwischen einem Skihelm und einem Ski auszumachen. Als die Sonde dann aber auf einen deutlich weicheren Gegenstand gestoßen ist war uns klar, dass muss Dave sein, der sich da unter die Schneebar gemogelt hat. Nicht lange zögern, Schaufel in die Hand nehmen und los geht’s, denn im Ernstfall zählt hier jede Sekunde.

Beobachtet von einigen verdutzten Langläufern konnten wir Dave dann doch recht schnell freilegen und bergen. Auch wenn es uns vorher schon bewusst war, haben uns die Übungen doch sehr für das Thema sensibilisiert und uns erneut verdeutlicht, dass mit Lawinen absolut nicht zu spaßen ist.

Nach kurzer Erholung bei bestem Kaiserwetter ging es dann endlich zum Klettern. Im Eisklettergarten zeigte Bene uns verschiedenen Techniken im Eis. Neben Raupen- und Diagonaltechnik stand auch das Klettern mit nur einem Eisgerät auf dem Plan. Unsere Treffsicherheit konnten wir dann noch beim Bohren von Eissanduhren unter Beweis stellen.

Am nächsten Tag wurde es dann ernst. In 3er-Seilschaften ging es in die ersten richtigen Fälle. Ordentlich Meter machen war das angesagte Ziel. Motiviert möglichst viele Seillängen abzuhaken, endete der Abstieg dann mit Stirnlampe auf dem Kopf. Am Ende des Tages konnte jede Seilschaft die Fälle Jahrzahlwand, Magersucht und das benachbarte Couloir klettern.

Nun sollte es steiler werden. Am Donnerstag ging es in den Möselegraben in den Dolomiten. In dieser beeindruckenden Schlucht warteten steile Eissäulen und Vorhänge auf uns. Auch die ein oder andere Mixedtour konnten wir hier vorfinden. Begleitet wurden wir durch die ständigen Zurufe von Bene, nicht alles über die Oberarme zu regeln. Recht hat er, denn mit reiner Kraft kommt man beim Eisklettern nicht allzu weit. Gepumpt hat es auf jeden Fall ordentlich. Insgesamt konnten wir hier Fälle bis WI 5/ 5+ und Mixedrouten bis M6 klettern.

Mit ordentlichem Muskelkater und frisch geschärften Hauen starteten wir in den nächsten Tag. Am Freitag ging es für uns in alpine Touren. Eine Seilschaft kletterte beide Varianten des „Schwert des Damokles“, die andere Seilschaft stieg in die via Hruschka am Mu de Pisciadu ein.

In den engen Kaminen der via Hruschka hieß es dann Bauch einziehen. Auf sieben Seillängen warteten hier steile Passagen im besten Eis und schöne technische Mixedstellen auf uns. Wir kommen gut voran und stehen ohne größere Probleme am Stand der 7. Seillänge. Beim Abseilen über die Route passiert es dann. Shit, das Seil hängt und es geht nichts mehr. Nach einigen Abziehversuchen steht fest, hier hilft nur das erneute Aufsteigen am Seil. Prusikschlinge raus und hoch da. Nach einiger Zeit ist auch das Problem gelöst und wir seilen die restlichen Längen ab. Im Dunkeln treten wir nun den Fußweg zum Auto an.

Den letzten Tag in Südtirol verbringen wir in zwei Gruppen auf einer Skitour im Reintal und in Eis und Mixedrouten am Pederüeisfall. Geschafft, aber happy von einer anstrengenden Woche im Eis freuen wir uns auf die wohlverdiente Pizza am letzten Abend.

Alpinkletterlehrgang am Sellapass

Ende Juli ging es für uns, den Alpinkader NRW, in die Dolomiten an den Sellapass. Lehrgangsziel war es, die in den Vormonaten erlernten alpinen Fähigkeiten in den hohen Felswänden der Dolomiten anzuwenden und zu verfeinern. 

Nachdem die Letzten am Freitagabend endlich den Campingplatz Marmolada erreichten, wo uns unser Bergführer und Trainer Bene schon sehnsüchtig erwartete, hatte ein übermotivierter Teil der Gruppe schon die 28 Seillängen der Pichl-Route am Langkofel hinter sich. Der Abend war für den ein oder anderen wie Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Endlich bekamen wir die lang ersehnten Pakete mit einer Menge Material von Petzl und Bergfreunde. Der eigentliche Lehrgang begann Samstag mit einigen Seillängen an den Sellatürmen. Der bequeme Zustieg zur Wand wurde dabei wohlwollend angenommen. 

Auf dem Programm standen dabei Klassiker wie die Schober, die Kasnapoff und die Delenda Carthago. Schon am ersten Nachmittag bekamen wir das launische Wetter zu spüren und lernten die Genauigkeit des Regenradars zu schätzen. Abends schaffte es dann auch Miri, die uns als Bergführerin die nächsten Tage unterstützen sollte, den Campingplatz zu finden. Am nächsten Tag starteten wir in Dreierseilschaften in verschiedene lange Klassiker der Sellagruppe. Die Gruppe am Piz Podoi kletterte die Dibona und konnte gerade so dem Unwetter entkommen. Für drei von uns endete die Überschreitung der Fünffingerspitze allerdings mehr feucht als fröhlich. Trotz des schlechten Wetters konnten alle Seilschaften erfolgreich und vor allem unbeschadet ihr Ziel erreichen. 

Die Motivation dahinter war vermutlich das Grillen am Abend. Dank Lukas neuem Hightech-Campingrill gelangen uns ungeahnte kulinarische Höhepunkte. Von veganen Maiskolben bis hin zu weniger veganen Würsten war alles dabei. Der Montag begann wie erwartet regnerisch, hörte regnerisch auf und wurde daher als Theorie- und Ruhetag genutzt. Wir übten das Setzen von Placements, sowie das Haken schlagen und das teilweise sehr aufwändige Bauen von Standplätzen abseits von Bohr- und Klebehaken. Einen Expressanker zu setzen, was ohne den neuen Petzl Bongo-Hammer wohl zur Tortur geworden wäre, war neben dem selbstgemachten Kaiserschmarrn am Abend wohl das Highlight für die meisten von uns. Nach dem Hämmern und dem manuellen Eiweiß schlagen waren unsere Unterarme dann auch ordentlich gepumpt! 

Das reichhaltige Abendessen wurde einigen allerdings am nächsten Tag in den engen Kaminen der Tissi am ersten Sellaturm zum Verhängnis. Wenn auch kaum Aufwärtsbewegung erreicht werden konnte, wurden Stürze zumindest ebenso unmöglich. Erst nachdem der letzte radiusvergrößernde Gegenstand beiseitegeschafft wurde, ging es weiter. Mittwoch zeigte sich nicht nur die Sonne von ihrer besten Seite. Mit Touren in der Ciavazes Südwand und einer Tour an der Grohmannspitze verzeichneten wir hier weitere sportliche Höhepunkte. Einer Seilschaft gelang dort die freie Begehung der La Lavagna. Trotz der teilweise ungewollten Duschen konnten wir viel aus dem Lehrgang mitnehmen. Jeder Einzelne konnte in Sachen Routenfindung, Standplatzbau und Schnelligkeit effektiver werden. Bestimmt nicht unser letzter Besuch der Dolomiten.

Stürzen, Stürzen, Stürzen

Stürzen gehört beim Klettern einfach dazu. Ohne zu Stürzen kommt man zumindest beim Sportklettern nicht weiter. Um dies zu üben und um das Vertrauen in sich selbst und den Sicherungspartner auf das nächste Level zu bringen, haben wir uns in Ettringen getroffen.

Der Ettringer Basalt bietet viele Möglichkeiten um genau diese „Kunst“ zu erlernen. Angekommen im ausgewählten Gebiet hängen wir uns die Touren ein. Gestartet wird aber mit Theorie. Nachdem der ein oder andere dabei mit der Zeit fast schon eingeschlafen ist, geht es ans eingemachte. Wir tasten uns Langsam heran. Die leichten unter uns haben nicht wirklich viel zu tun beim Sichern, wenn sie die deutlich schwereren Kandidaten sichern. Umgekehrt ist es natürlich anders. Man muss ziemlich dynamisch agieren, um einen weichen und angenehmen Sturz zu ermöglichen. Mit der Zeit werden wir immer mutiger und die Stürze weiter. Als wir den Einstiegen der Routen immer näher kommen, haben aber auch wir genug, schließlich wollen wir das neu gewonnene Vertrauen auch noch in die Praxis umsetzen. Dies machen wir am Nachmittag, in den gewohnt harten Routen von Ettringen.

Gut erholt vom ersten Tag geht es am Sonntag weiter. Es steht Standplatzbau und Flaschenzug auf dem Programm. Beim errichten der Standplätze werden der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Sicher soll es sein. Wir besprechen alle Variationen und Module, um für die Berge gerüstet zu sein. Ein Friend geht dabei auch drauf. Nun sind Flaschenzüge dran. In erster Linie geht es darum, wie wir unseren Seilpartner aus einer ungünstigen Lage helfen können. Insgeheim denken wir aber eigentlich alle daran, wie wir später möglichst viel Essen durch eine Wand bekommen. Als dann auch der letzte von uns im Kopf nicht mehr aufnahmefähig ist, treten wir die Heimreise an.

Mit diesem Wochenende haben wir einen weiteren wichtigen Grundstein gelegt und bewegen uns immer mehr in die richtige Richtung.

Pommes und Klettern in Belgien

Nachdem die Sichtung zu Ende war, ging es für uns am Pfingstwochenende nach Freyr in Belgien zur Vorbereitung auf den großen Sommerlehrgang. Ja, auch in Belgien kann man Mehrseillängen Klettern und das nicht gerade zu wenig. Mit Regenjacke und Hygiene-Konzept im Gepäck traten wir motiviert unsere Reise an. Ziel des Lehrgangs war es, die Grundlagen des Alpinkletterns zu festigen und Routinen untereinander abzustimmen.

Die schlechte Wetterprognose trübte die Stimmung nicht. Mehr oder weniger motiviert sind wir begleitet von Regen und starken Wind am Samstagmorgen Richtung Felsen aufgebrochen. Immerhin mussten wir bei diesen Verhältnissen nicht mit anderen Seilschaften um die Standplätze kämpfen. Die Klettermöglichkeiten im Gebiet bieten für jeden Geschmack etwas. Wir versuchen alles mitzunehmen. Neben klassischen Gratüberschreitungen und wilden Querungen legen wir in den nächsten Tagen noch Tanzeinlagen auf Platten hin und kommen im Überhang ganz schön ins schwitzen. Die Routine untereinander entwickelte sich zunehmend. Die Walkie Talkies, die wir zur besseren Verständigung dabei hatten, trugen zwar ihren Teil dazu bei, allerdings wurden diese eher dazu verwendet, um sich den ein oder anderen Spaß zu erlauben.

Das eigentliche Highlight der Fahrt war aber gar nicht die Kletterei, sondern der tägliche Besuch der örtlichen Pommes-Bude, die durch uns vermutlich an diesem Wochenende ein deutliches Plus verbuchen konnte. Man könnte jetzt vermuten, dass der wir mit etwas zu viel auf den Rippen die Heimreise antreten musste. Dies war natürlich nicht der Fall, da der Kletterer an  sich bei langen und anstrengenden Klettertagen, wie wir sie hatten, dann doch einiges an Kalorien verbrennt.

Die Bilanz über unseren ersten Lehrgang war in der Truppe durchweg positiv. Man merkt, dass wir immer mehr zu einem Team zusammen wachsen und eine solide Routine entwickeln, welche für die späteren, wirklich großen alpinen Unternehmungen wichtig ist.