Alpinkletterlehrgang am Sellapass

Ende Juli ging es für uns, den Alpinkader NRW, in die Dolomiten an den Sellapass. Lehrgangsziel war es, die in den Vormonaten erlernten alpinen Fähigkeiten in den hohen Felswänden der Dolomiten anzuwenden und zu verfeinern. 

Nachdem die Letzten am Freitagabend endlich den Campingplatz Marmolada erreichten, wo uns unser Bergführer und Trainer Bene schon sehnsüchtig erwartete, hatte ein übermotivierter Teil der Gruppe schon die 28 Seillängen der Pichl-Route am Langkofel hinter sich. Der Abend war für den ein oder anderen wie Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Endlich bekamen wir die lang ersehnten Pakete mit einer Menge Material von Petzl und Bergfreunde. Der eigentliche Lehrgang begann Samstag mit einigen Seillängen an den Sellatürmen. Der bequeme Zustieg zur Wand wurde dabei wohlwollend angenommen. 

Auf dem Programm standen dabei Klassiker wie die Schober, die Kasnapoff und die Delenda Carthago. Schon am ersten Nachmittag bekamen wir das launische Wetter zu spüren und lernten die Genauigkeit des Regenradars zu schätzen. Abends schaffte es dann auch Miri, die uns als Bergführerin die nächsten Tage unterstützen sollte, den Campingplatz zu finden. Am nächsten Tag starteten wir in Dreierseilschaften in verschiedene lange Klassiker der Sellagruppe. Die Gruppe am Piz Podoi kletterte die Dibona und konnte gerade so dem Unwetter entkommen. Für drei von uns endete die Überschreitung der Fünffingerspitze allerdings mehr feucht als fröhlich. Trotz des schlechten Wetters konnten alle Seilschaften erfolgreich und vor allem unbeschadet ihr Ziel erreichen. 

Die Motivation dahinter war vermutlich das Grillen am Abend. Dank Lukas neuem Hightech-Campingrill gelangen uns ungeahnte kulinarische Höhepunkte. Von veganen Maiskolben bis hin zu weniger veganen Würsten war alles dabei. Der Montag begann wie erwartet regnerisch, hörte regnerisch auf und wurde daher als Theorie- und Ruhetag genutzt. Wir übten das Setzen von Placements, sowie das Haken schlagen und das teilweise sehr aufwändige Bauen von Standplätzen abseits von Bohr- und Klebehaken. Einen Expressanker zu setzen, was ohne den neuen Petzl Bongo-Hammer wohl zur Tortur geworden wäre, war neben dem selbstgemachten Kaiserschmarrn am Abend wohl das Highlight für die meisten von uns. Nach dem Hämmern und dem manuellen Eiweiß schlagen waren unsere Unterarme dann auch ordentlich gepumpt! 

Das reichhaltige Abendessen wurde einigen allerdings am nächsten Tag in den engen Kaminen der Tissi am ersten Sellaturm zum Verhängnis. Wenn auch kaum Aufwärtsbewegung erreicht werden konnte, wurden Stürze zumindest ebenso unmöglich. Erst nachdem der letzte radiusvergrößernde Gegenstand beiseitegeschafft wurde, ging es weiter. Mittwoch zeigte sich nicht nur die Sonne von ihrer besten Seite. Mit Touren in der Ciavazes Südwand und einer Tour an der Grohmannspitze verzeichneten wir hier weitere sportliche Höhepunkte. Einer Seilschaft gelang dort die freie Begehung der La Lavagna. Trotz der teilweise ungewollten Duschen konnten wir viel aus dem Lehrgang mitnehmen. Jeder Einzelne konnte in Sachen Routenfindung, Standplatzbau und Schnelligkeit effektiver werden. Bestimmt nicht unser letzter Besuch der Dolomiten.